Als Gründungsdatum gilt der 25. Mai 1895, als nach monatelangen Verhandlungen zwischen dem Kreis Niederbarnim und der Investorengesellschaft „Heimstätten–AG“ der „Konsens“ zur Errichtung der Kolonie „Carlshorst“ (seit 1901 Karlshorst) durch den Landrat von Waldow erteilt wurde. Zuvor waren ohne amtliche Genehmigung durch die adlige „Baugesellschaft Eigenhaus“ drei Wohnhäuser errichtet worden. Bereits 1894 war die Hindernisrennbahn vom Verein für Hindernisrennen östlich der geplanten Kolonie eröffnet worden. Ihr zugehörig war seit Mai 1894 ein Sonderbahnhof, der an Renntagen geöffnet hatte und ein Logierhaus mit Restauration und Stallungen von Herbst 1894, später „Fürstenhaus“. Diese fünf Objekte sind die ältesten Gebäude des Ortsteils, das Fürstenhaus ist nicht mehr vorhanden. Die erste urkundliche Erwähnung des Namens „Carlshorst“ erfolgte am 11. September 1825 als Vorwerk. Erst in den 1920er Jahren wuchsen Vorwerk und Kolonie zusammen.

Die Bebauung seit Mai 1895 vollzog sich anfangs westlich der heutigen Treskowallee, südlich und nördlich der sie schneidenden Eisenbahnlinie von Berlin nach Frankfurt an der Oder. Fast gleiche Grundstücksgrößen und schnurgerade Straßen verdeutlichen den Entwurf am Reißbrett von Oscar Gregorovius; Architekt, Baumeister und Vertragspartner des Fürsten Karl-Egon Fürst zu Fürstenberg. Gregorovius nahm seinen Wohnsitz in der neuen Kolonie und beeinflusste deren Gestaltung als Gemeindevertreter in der Gemeinde Friedrichsfelde ganz wesentlich (Architektur, Infrastruktur, Feuerschutz, Schulwesen). Er gilt als der „Vater von Karlshorst“.

Nach der Fertigstellung des Vorortbahnhofs Karlshorst 1902 (Architekten Karl Cornelius und Waldemar Suadicani) konnten sowohl Berlin als auch das Naherholungsgebiet um den Müggelsee in Cöpenick problemlos und schnell erreicht werden. Der Wohnplatz mit der abwechslungsreichen Landhaus- und Villenarchitektur wurde zu einem der beliebtesten Vororte der Hauptstadt.

Seit 1916 ist Karlshorst Militärstandort. Zunächst kriegsbedingt mit einer Minenwerfer-Park-Kompanie und seit 1917 durch ein Flugfeld.

Im Oktober 1918 stimmten sowohl die Stadtverordnetenversammlung Lichtenberg, wie auch  die Gemeindevertretung Friedrichsfelde - Karlshorst für die Eingemeindung nach Lichtenberg. Es ist ein Datum, das durch die nachfolgenden Ereignisse (Novemberrevolution, Bildung der Einheitsgemeinde Groß-Berlin) in Vergessenheit geriet.

Nach Plänen des Architekten Peter Behrens entstand zwischen 1919 und 1921 südwestlich des Villenviertels die Waldsiedlung mit zweigeschossigen Ein- bis Vierfamilienhäusern sowie Hausgärten und Stallungen für Kleintierhaltung. Nördlich dieser Waldsiedlung, an der Grenze zu Rummelsburg, wurden die „Furnierwerke Karlshorst“ errichtet, das größte Unternehmen dieser Branche in Berlin. Verschiedene Baugenossenschaften etablieren sich in Karlshorst. Ende des Jahrzehnts werden Kasernenbauten auf dem stillgelegten Flugplatz zu Wohnungen umgebaut.

1930 erhielt Karlshorst gleich drei bedeutende Bauwerke im Stil der neuen Sachlichkeit. Ein Uraufführungskino, das Filmtheater „Favorit“, mit über 1.000 Plätzen am Bahnhof, das St. Antonius-Krankenhauses der Kongregation der Marienschwestern mit ihrem Mutterhaus im damaligen Breslau in der Köpenicker Allee und ein neues Postamt in der Ehrenfelsstraße.

Ein dunkler Neubau, der die strenge Architektur der dreißiger Jahre vorwegnimmt. Ausgestattet ist es mit einer großzügigen Schalterhalle, verfügt über eine der in Berlin seltenen Rohrpostanlage für allerschnellste Sendungen und andere technische Neuheiten. Um 1932 leben ca. 23.000 Einwohner in Karlshorst.

In den zwanziger Jahren wächst in der Nachbarschaft Karlshorst eines der größten Kraftwerke Europas heran. Sowjetische Soldaten erhalten während ihres Durchmarsches durch Karlshorst  am 21. April 1945 den Auftrag, die von der SS vorbereitete Sprengung zu verhindern. Ein Zeitzeugenbericht gibt darüber Auskunft.

ln den Jahren des Nationalsozialismus wurde 1936-1938 die Pionierschule I der Wehrmacht an der Zwieseler Straße mit etwa 20 Einzelgebäuden errichtet, darunter ein großes Hörsaalgebäude. Zur gleichen Zeit weiht die katholische Kirchengemeinde ihre neue Kirche „St. Marien Immaculata“ in der Gundelfinger Straße. Direkt an der Grenze zu Karlshorst wird in Friedrichsfelde ein sogenanntes „Arbeitserziehungslager“ der Gestapo errichtet, in Karlshorster Betrieben Zwangsarbeiter beschäftigt, nach 1939 Luftschutzbunker errichtet, die Zwangsarbeiter und Ausländer nicht betreten dürfen.

Der Krieg geht an Karlshorst nicht vorbei, Zerstörungen und Bombardierungsopfer sind gering im Vergleich zum benachbarten Lichtenberg. Die katholische Pfarrkirche St. Marien und die evangelische Pfarrkirche wurden zu Lagerhallen für die Möbel ausgebombter Karlshorster Bürger.

ln der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 wurde im Offizierskasino der Festungspionierschule in Karlshorst die bedingungslose Kapitulation der gesamten deutschen Wehrmacht unterzeichnet. Während der Schlacht um Berlin befand sich in der Pionierschule Karlshorst das Hauptquartier der 5. Stoßarmeeder Roten Armee. Die Gebäude dienten dann bis 1949 als Hauptquartier der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) und später der Sowjetischen Kontrollkommission bis zu deren Auflösung 1953. Im umliegenden Areal der ehemaligen Pionierschule befanden sich in vorhandenen oder neu geschaffenen Objekten bis zum vollständigen Truppenabzug verschiedene Einrichtungen der Sowjetunion bzw. deren Nachfolgerstaaten. Diese Objekte sind in der Ausstellung im Einzelnen vorgestellt.

Die Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche (Exarchat Karlshorst) ist seit Anfang der fünfziger Jahre in der Wildensteiner Straße 10 beheimatet.

Der nördliche Bereich von Karlshorst beiderseits der Treskowallee wurde 1945 zu großen Teilen sowjetisches Sperrgebiet. Tausende Karlshorster mussten innerhalb von 24 Stunden ihre Wohnungen verlassen. Die Einwohnerzahl sinkt auf 12.559 Personen. (August 1945) Das Sperrgebiet wurde schon ab Ende 1945 schrittweise verkleinert, im Jahr 1949 auf das besetzte Gebiet östlich der Treskowallee reduziert, bis es ab 1963 nur noch einen Bereich rund um die ehemalige Festungspionierschule umfasste.

Bereits im Mai 1945 beginnt der Umbau der Hindernisrennbahn zu einer Trabrennbahn. Die Eröffnung der Trabrennbahn Karlshorst am 1. Juli 1945 mit einem hochklassigen Programm unter Teilnahme der besten Traber und Fahrer der Vorkriegszeit ist gleichbedeutend mit dem Neuanfang des Berliner (und deutschen) Pferdesports. Sie war darüber hinaus die erste große öffentliche Sportveranstaltung nach dem Krieg in Deutschland überhaupt. In ganz Berlin verstärken sich danach die Bemühungen zur Wiederingangsetzung zerstörter Sportanlagen. Die West-Alliierten genehmigen die Betriebsaufnahme der Trabrennbahn vorzeitig 1946. Die sowjetische Besatzungsmacht lässt sich am Bahnhof Karlshorst ein „Dramatisches Theater“ erbauen, um auf Weltkultur nicht verzichten zu müssen. Auch darauf wird in der Ausstellung hingewiesen.

Im früheren Offizierskasino eröffnete 1967 das Museum der bedingungslosen Kapitulation des faschistischen Deutschland im Großen Vaterländischen Krieg 1941-1945. Daraus wurde 1991 das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshorst, das der Kapitulation und der Entwicklung der deutsch-sowjetischen bzw. deutsch-russischen Beziehungen seit 1945 gewidmet ist.

lm Jahre 1950 wurde im Gebäude des früheren Kant-Gymnasiums an der Treskowallee 8 die Hochschule für Planökonomie eröffnet (seit 1954 Hochschule für Ökonomie (HfÖ). Die Schule bestand bis 1991 und wurde dann aus politischen Gründen geschlossen. Heute befindet sich hier der Campus Treskowallee der Hochschule für Technik und Wirtschaft. Karlshorst war in der DDR Sitz zahlreicher Botschaften und Wohnort vieler ausländischer Diplomaten.

Gemäß den Bestimmungen des Zwei-plus-Vier-Vertrages wurden 1994 die letzten russischen Soldaten aus Karlshorst abgezogen. Karlshorst wurde wieder zu einem gefragten Wohnort. Auf Teilen des ehemaligen Militärgeländes entstehen seit 2010 ein neues Wohngebiet namens Gartenstadt Karlshorst mit drei Quartieren (Am Biesenhorster Sand, Am Stadtgarten, An der Promenade). Die Festungspionierschule wurde denkmalgerecht zum Wohnpark Karlshorst umgebaut.  Viele Ein- und Zweifamilienhäuser und zahlreiche neue Siedlungsprojekte, u. a. der Wohnpark Carlsgarten an der Trabrennbahn und der Erhalt der Trabrennbahn sind dabei besonders erwähnenswert.

Zwischen Blockdammweg, Trautenauer Straße und Hönower Wiesenweg errichtet das Unternehmen Bonava bis 2022 ein Wohngebiet mit ca. 1.000 Wohnungen, die Parkstadt Karlshorst. Der Grundstein wurde im Juni 2020 gelegt. Gegenwärtig leben in Karlshorst knapp 28.000 Menschen.

Prof. Dr. Michael Laschke, verschiedene Quellen