Nach einer Privatschule für die höhere Schulbildung, beschloss der Gemeinderat im Jahr 1911 den Bau einer öffentlichen höheren Schule (Realgymnasium und Lyzeum) in der Treskowallee 44. Sie eröffnete 1914. Zunächst gab es nur das Hauptgebäude in der Treskowallee. In einem weiteren Bauabschnitt 1919/20 wird der Komplex nach Süden und entlang des Römerwegs erweitert. Dort zog das Lyzeum ein.Das Gebäude diente auch administrativen Zwecken der Gemeinde wie u. a. als Rathaus Friedrichsfelde mit Sitzungssaal, Ratskeller, Steuerkasse, Standesamt und Vereinsturnhalle. Im Jahr 1921 erhielt das Gymnasium den Namen „Kant-Schule“.

Das gesamte Ensemble des Gymnasiums, des Lyzeums und der spätere Zubau des Audimax 1955 stehen unter Denkmalschutz. Das stattliche Hauptgebäude ist ein typischer neoklassizistischer dreigeschossiger Putzbau über hohem Sockel. Der Gebäudekomplex hat einen komplizierten, durch dreizehn Achsen gegliederten Grundriss. Die mittleren sieben Achsen sind durch ionische Kolossalpilaster zusammengefasst. Das Hauptgebäude schmücken Portraitreliefbilder der bedeutendsten deutschen Wissenschaftler und Gelehrten: Luther, Schiller, Goethe, Kant, Stein, Gauß und Helmholtz. Der Mittelbau wird zusätzlich durch ein Attikageschoss mit festonartigen Fensterrahmungen betont. Auf dem Walmdach befindet sich ein quadratischer Dachaufsatz mit Brüstung und einem achteckigen Türmchen.

Mit Einrichtung des Sperrbezirks in Karlshorst nach Ende des Zweiten Weltkrieges waren einige Schulen nicht zugänglich. Im Kant-Gymnasium und Lyzeum in der Treskowallee, wurde noch bis Ende 1945 unterrichtet, dann zog die Schule nach Rummelsburg um. Das Gebäude in der Treskowallee war bis 1949 von der SMAD beansprucht. Hier war der Sitz des „Stellvertreter des Obersten Chefs für Industrie“ bzw. seine Verwaltungen. Dazu gehörten: Verwaltung Kohleindustrie und Kraftwerke, Verwaltung Metallurgische und Chemische Industrie, Maschinenbau und Elektroindustrie.

Im Jahre 1950 zog hier die neugegründete Hochschule für Planökonomie und spätere Hochschule für Ökonomie ein. Im Jahr 1972 erhielt sie den Namen „Bruno Leuschner“. Die Hochschule für Ökonomie war die wichtigste wirtschaftswissenschaftliche Lehr- und Forschungseinrichtung der DDR.

Mit der Vereinigung 1990 wurde die Hochschule ohne Evaluation „als eine nicht zum westdeutschen Wissenschaftssystem passende Einrichtung, als politisch nicht systemkonforme Institution“ abgewickelt und zum 1. Oktober 1991 aufgelöst.

Mit der beabsichtigten Etablierung von Fachhochschulen im Ostteil von Berlin, beschloss der Senat die Gründung einer Fachhochschule für Technik und Wirtschaft mit Beginn des Wintersemesters 1991/92. Im Jahr 1994 wurde dann die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft, heute Hochschule für Technik und Wirtschaft, gegründet.

Dr. Bärbel Laschke

Foto & Copyright: Mila HackeFoto & Copyright: Mila HackeFoto & Copyright: Mila HackeHochschule für Ökonomie, Figurengruppe, Foto: M. und M. Barz, 1988, Quelle: LDA-Fotoarchiv; Magistrat Copyright Landesdenkmalamt Berlin, Foto ArchivHochschule für Ökonomie; Foto: Dieter Möller, Quelle: LDA-Fotoarchiv, Institut für Denkmalpflege, Copyright Landesdenkmalamt Berlin, Foto Archiv

Quellen

  • SMAD-Handbuch, Die sowjetische Militäradministration in Deutschland 1945-1949, R. Oldenburg Verlag 2009
  • Schulgeschichte des Berliner Bezirks Lichtenberg, 1900 – 1949, Höhere Schulen
  • Denkmaldatenbank Berlin-Lichtenberg
  • Kulturring in Berlin e.V., Laschke, Fauck, Weyda, die denkmale, Heimatkundlicher Wegweiser Berlin-Karlshorst, Teil III.
  • Kupferschmidt/Kluge/Zellmer, Wydawnctwo Zakladu Controllingu i Informatyki Ekonomicznej 2012, 1950-1991 Hochschule für Ökonomie „Bruno Leuschner“, Berlin, S. 23

Hochschule für Technik und Wirtschaft
Treskowallee 8 / Römerweg 45
(ehem. Hochschule für Ökonomie, ehem. SMAD-Verwaltung, erbaut als Kantschule, Realgymnasium und Lyzeum Karlshorst, heute HTW Berlin - Zentralbibliothek - Campus Treskowallee)

Bauherr: Gemeinde Friedrichsfelde-Karlshorst Entwurf: Jürgensen, Peter & Bachmann, Jürgen Johannes (Architekten)
Ausführung: Goger
Entwurf: 1911-1912
Datierung: 1913-1914 & 1919-1920
Denkmal: Baudenkmal
Kant-Gymnasium und Lyzeum
Berlin-Karlshorst, Treskowallee 44 (heute Treskowallee 8)