Nachdem Schulräume provisorisch in Privat- und Gartenhäusern untergebracht waren, wurde am 29. September 1899 der erste selbständige Schulbau in der Gundelfingerstrasse 11 eingeweiht. Der Bau dieser Schule war bereits im Koloniekonsens von 1895 vorgesehen und das Land 1894 vom Rittergutsbesitzer von Treskow für Schul- und Kirchenbauten geschenkt worden. Jeder Koloniebewohner musste beim Kauf seines Grundstücks dafür (und für Kirchbauzwecke) einen Betrag in Höhe von 200 RM einzahlen. Die rasch wachsende Schülerzahl erforderte bereits in den Jahren 1902, 1904 und 1907 Vergrößerungen und wiederholt Umbauten. Aus der Halbtagsschule wurde eine dreiklassige Schule und später eine siebenklassige. Damit waren aber die Möglichkeiten einer Erweiterung erschöpft.

Das Schulgebäude steht unter Denkmalschutz. Die Bauweise entspricht der zu dieser Zeit üblichen Berliner Schularchitektur mit Anklängen an die Backsteingotik. Von städtebaulicher Qualität ist die Anlage durch die Winkelstellung von Hauptgebäude und freistehender Turnhalle.

Nach Kriegsende 1945 wurde die Schule bis Juni 1952 für die Kinder von Angehörigen der SMAD bzw. SKK genutzt. Mit der teilweisen Reduzierung des Sperrgebietes war ab 1. September 1952 die Schule in der Gundelfinger Straße wieder für deutsche Kinder frei. Das war nur von kurzer Dauer, da bereits im Dezember die Übergabe des Gebäudes rückgängig gemacht wurde. Diese Schule wurde wieder für die Kinder der sowjetischen Familien benötigt und das blieb bis zum Abzug 1994 so. Die Schule unterstand einem Bildungsministerium der Sowjetrepubliken. Die Schüler wurden mit sowjetischen Bussen aus ganz Berlin herangefahren und wieder nach Hause gebracht. Ein unübersehbares Erkennungsmerkmal waren die weißen Schürzen der Mädchen, die zu ihrer Schulkleidung gehörten.

Nach der politischen Wende 1990 und der rückläufigen Geburtenrate, kam es zur Schließung von Schulen, auch der in der Gundelfinger Straße. Sie stand mehrere Jahre leer, bis in den Jahren 2007/08 das denkmalgeschützte Gebäude zu einem Mehrgenerationen-Wohnhaus umgestaltet wurde. Die denkmalgeschützte, äußere Erscheinungsform, blieb weitgehend erhalten, ebenso eine originale Treppenanlage. Die Turnhalle wurde einige Jahre später mangels anderweitiger Nutzung zu Eigentumswohnungen umgestaltet, wobei die äußere Erscheinungsform ebenfalls erhalten blieb.

Dr. Bärbel Laschke

Foto & Copyright: Mila Hacke

Quellen

  • Schulgeschichte des Berliner Bezirks Lichtenberg, Friedrichsfelder und Karlshorster Gemeindeschulen;
  • Denkmaldatenbank Berlin-Lichtenberg
  • Kulturring in Berlin e.V., Laschke, Fauck, Weyda, die Denkmale, Heimatkundlicher Wegweiser Berlin-Karlshorst, Teil III